Barbara Wolter: Ergebnisse des Hurrelmannvortrags

Die Ergebnisse im einzelnen:

Professor Hurrelmann geht von 4 Bereichen aus, in denen junge Menschen ihre Persönlichkeit entwickeln müssen.

  1. Wissenserwerb in allen Lebensbereichen, besonders aber in der Institution Schule. Seine Forschungen weisen darauf hin, dass etwa 25% aller Kinder und Jugendlichen in diesem Bereich erhebliche Defizite aufgehäuft haben. Hier trifft es die Kinder aus den sogenannten „bildungsfernen Schichten“ deutlich härter als jene aus gesichertem Umfeld. Die überraschende Aussage war: die Jungen sind auch hier deutlichere Verlierer im Vergleich zu den Mädchen aus ähnlichem Umfeld

  2. Entwicklung sozialer Kompetenzen. Der fehlende Kontakt zu den Gleichaltrigen, fehlendes Ausprobieren von Rollenmustern und fehlende familiäre Vorbilder haben auch bei etwa 25% der Altersgruppe massive Probleme verursacht, die geschlechterspezifisch scheinen:

  3. Mädchen entwickeln in der Regel Angsstörungen, depressive Verstimmungen bis zu Selbstmordgedanken. Jungen neigen zur Selbstabkapselung und driften in Suchtproblematiken aller Art, besonders Spielsucht oder in unkontrolliertes aggressiver Verhalten, das sie nicht mehr steuern können. Beide Geschlechter können sich als Konsument*in nicht angemessen erproben, weil es wenig Möglichkeiten vor Ort gibt, seine Bedürfnisse zu befriedigen.

  4. Die Ausbildung der Persönlichkeit, auch Ich Identität genannt. Jugendlich lernen in Interaktion mit anderen Menschen die unterschiedlichsten Wertvorstellungen, Überzeugungen und Lebensentwürfe kennen und wählen aus den „Angeboten“ die aus, die ihnen zusagen. Dabei ist es wichtig, dass die „Rollenteile“ zusammen passen.

Hurrelmann wies auf Chancen und Probleme in den Nachpandemiezeit hin:

Die Notwendigkeit, Hilfestellungen für die Kinder und Jugendlichen bereitzustellen ist die große Chance der Pädagogik. Allerdings muss der Schulterschluss zu anderen Professionalitäten gesucht werden. Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, klinische Angebote für besonders gefährete Kinder und Jugendliche.

Notwendig sind Rollenvorbilder in der Schule und im Freizeitbereich. Im Vorschul – und Primarbereich werden Jungen fast nur mit Frauen in Kontakt kommen . Mit deren Kommunikationsstil kommen Jungen oft schlecht zurecht. Jungen brauchen sehr klare Anweisungen und haben eine ausgeprägtere Motorik. Das empfinden viele Grundschullehrerinnen als störend. Hurrelmann fordert – analog zu der Frauenförderung, die in vielen Bereichen erfreuliche Ergebnisse hervorgebracht hat, eine Jungenförderung. Er warnt vor Verweiblichung bzw. Vermännlichung bestimmter Berufszweige. Bei Erzieherinnen galt das schon lange, im Lehrer*innenberuf gibt es den Trend nicht nur im Primarbereich sondern auch im Sekundarbereich, es zeigen sich ähnliche Entwicklungen in der Medizin.

Sein Appell: Kümmern sie sich in der Schule insbesondere um die Bedürfnisse des abgehängten Viertels, damit wir keine Generation Korona bekommen.