Ich war Delegierte
Barbara Wolter
Am Samstag um 10.00 Uhr startete der Parteitag, nachdem die Delegierten am Dienstag eine zweistündige Einweisung in das System erhalten hatten – eine Maßnahme, die mir das Leben deutlich erleichterte. Ich werde in der nächsten Zeit Programmpunkte, die wir verabschiedet haben, im Detail darstellen und auch deutlich machen, was das für unsere Gemeinde bedeutet. Hier zunächst einmal ein Stimmungsbericht.
Die Veranstaltung war gut vorbereitet, die Antragskommission hatte hervorragende Arbeit geleistet und die Delegierten des Kreises Kleve konnten in einer eigens eingerichteten Gruppe sich bei Bedarf abstimmen. Sebastian Hartmann machte deutlich, in welchen Bereichen die SPD in NRW neue Akzente gesetzt hat und wie die weitere Arbeit für das Land weitergehen sollte. Er betonte den guten Zusammenhalt im Führungsteam und verabschiedet sich aus der Position, die er gerne ausgefüllt hat.
Sein designierter Nachfolger Thomas Kutschaty dankte für die geleistete Vorarbeit und wünscht Sebastian viel Erfolg bei seinen politischen Bemühungen in Berlin. Anschließend stellte er nicht nur seine Ideen für die Arbeit im Land NRW vor, sondern gab auch Details aus seiner Biographie preis.
Seit 35 Jahren ist Thomas in der SPD, sein Vater hat ihn mit dem Parteileben vertraut gemacht, Veranstaltungen mit Willy Brandt haben ihn zutiefst beeindruckt. Den Visionär fand er faszinierend.
Sein Lebenslauf kann als Musterbeispiel für sozialdemokratische Ideen gelten: „Aufstieg durch Ausbildung“ hieß die Vision, die Thomas erfüllte. Erstes Mitglied in der Familie, das ein Abitur machte, die Politik von Johannes Rau, der überall im Land Universitäten gründete, ermöglichten ihm das Jurastudium in Bochum. Berufseinstieg als Anwalt. Und wie es Mietern und Mieterinnen heute geht, wenn ihnenWohnungen gekündigt werden, das hat er als Anwalt, der für den Mieterbund arbeitet, selbst erlebt und erfolgreich für seine Klienten gestritten.
Ein weiteres Detail erscheint mir erwähnenswert: Als das erste Kind der Familie Kuscharty geboren wurde – in einer „unpassenden Lebensphase, weil die Diplomarbeit der Mutter noch nicht ganz fertig war – hat er die Betreuung des Sohnes übernommen. Er musste dafür einen Antrag auf „Erziehungsurlaub“ stellen. Zwei Dinge fielen ihm dabei auf:
- Für Väter gab es kein passendes Antragsformular
- den Begriff Erziehungsurlaub findet er völlig falsch, denn ein Urlaub ist das nicht und für ihn verbirgt sich dahinter eine Geringschätzung der Arbeit der Frauen.
Das sind die ersten Eindrücke vom Parteitag und dem neuen ersten Vorsitzenden. Zu der programmatischen Ausrichtung werde ich dann berichten, wenn die Beratungen endgültig abgeschlossen sind und die Wahlergebnisse des Parteitag durch die noch stattfindende Briefwahl bestätigt worden sind. Beim digitalen Votum erhielt Thomas 90% der Stimmen.